Knappe 11 Minuten pro Tag
Wer seit Jahren beruflich oder privat durch die verschiedensten Social-Media-Dienste zieht, kennt das: Neue Plattformen schießen aus dem Boden, versprechen frischen Wind – und dennoch fühlt sich vieles schnell gleichförmig an. Zwischen Hipster-Hype und Algorithmus-Alltag bleibt oft das Gefühl, dass das Besondere immer schwerer zu finden ist.
Kurznachrichtendienste wie X, Bluesky und Threads feiern Nutzerrekorde, während die Feeds gefühlt so abwechslungsreich sind wie Toastbrot ohne Belag. Die Dauer, die wir dort verbringen, dümpelt trotz KI und Wachstum bei knappen 11 Minuten pro Tag (auf X) herum – offenbar reicht das für „neue Trends“ und den zwölften Aufguss derselben Debatte(n).
Die Schuldigen?
Algorithmen, Kommerz und Künstliche Intelligenz – sie servieren uns vorrangig das, was möglichst vielen gefällt oder Werbekunden glücklich macht. Originelle Inhalte finden? Mittlerweile ungefähr so wahrscheinlich wie meinen ersten Social-Media-Account wiederzubeleben.
Um gegen die Innovationsmüdigkeit und die Gefahr des Nutzerverlusts anzukommen, integrieren die Plattformen kontinuierlich neue Features wie Live-Streams, Stories oder Community-Tools. Diese sollen nicht nur die bestehende Community bei Laune halten, sondern auch neue Nutzer:innen anziehen – und natürlich für Werbekunden noch attraktivere Werbeträger bieten. Die daraus resultierenden Interaktionen und vielfältigeren Formate sollen die Plattform lebendiger erscheinen lassen, auch wenn am Ende der Algorithmus weiter vorfiltert.
Interessant dabei:
Plattformen mit vergleichbarem Kurznachrichten-Format wie Identica, Jaiku oder Pownce sind längst verschwunden – ihnen erging es ähnlich wie diversen Trends im Social-Web, die kamen und gingen, während das Kernproblem der Monotonie und Schnelllebigkeit bestehen blieb.
Mein Fazit:
Die Plattformen werden klüger, die Feeds glatter – und trotzdem bleibt das Gefühl, wir drehen uns im Kreis. Vielleicht kommt ja irgendwann ein Dienst, der das wirklich ändert… bis dahin genieße ich die kurzen 11 Minuten pro Tag und erinnere mich an die guten alten Zeiten – als Timeline-Chaos noch aufregend war, man von Jaiku oder Pownce wenigstens mal was Neues sah, und Features nicht bloß die Monotonie überspielen sollten.